14.07.2023-29.07.2023 Ich bin nach Portugal gegangen, um die Gelegenheit zu nutzen, ein neues Land und eine neue Kultur kennenzulernen, oder zumindest ein Teil davon.
Ich hätte dieses Land wahrscheinlich nie bereist, wäre ich nicht zur zwischenzeitlichen Rückkehr in die Schweiz gezwungen gewesen.
Mein Ziel war es hier in der Algarve etwas den Kopf zu lüften, nach dem was bereits alles passiert war.
So versuchte ich mich völlig auf die neuen Eindrücke einer unbekannten Umgebung zu fokussieren.
Es war eine anstrengende Reise, welche mich über 2400km mit dem Auto durch die Schweiz, Frankreich, Spanien und Portugal führte.
Mehr als 30 Stunden war ich unterwegs und daher sehr froh, als ich in Portimão angekommen war, auch wenn mich die Hitze dabei fast erschlagen hätte.
Nach der langen Reise war es wichtig, sich zuerst mal etwas auszuruhen und so hielt sich das Programm für den ersten Tag in Grenzen. Da ich eingeladen war, hatte ich für die ganze Zeit einen Schlafplatz zur Verfügung.
Ich nahm mir vor möglichst vieles zu sehen und es trotzdem etwas ruhiger angehen zu lassen, als ich es mir gewohnt war.
Ich bemerkte schnell, dass das Leben hier anders war. Man schlief am morgen länger, man frühstückte kurz vor Mittag, am Nachmittag gab es dann Mittagessen und meist fand das Abendessen, wenn es schon etwas kühler war, in der Dunkelheit statt, so dass man erst spät in's Bett ging.
Da ich nicht alleine war, respektierte ich die dortigen Gepflogenheiten und richtete mich ausnahmsweise auch nach anderen Menschen.
Ich besuchte dabei viele herzliche Menschen, von denen ich massenhaft über die Kultur, die Sprache, die Kulinarik und die Natur Portugals lernte.
Im Schloss von Silves sah ich die arabische Bauweise aus lange vergangenen Zeiten und erfuhr dabei von dem geschichtlichen Zusammenhang zwischen Nordafrika und Südwesteuropa.
In Sagres sah ich Illustrationen von Handel, Seefahrt und Sklaverei.
Es war eine eindrückliche Austellung auf welcher ich einen alten Globus entdeckte auf dem ich althochdeutsche Aufschriften ausmachen konnte. In Alentejo lernte ich mehr über das alltägliche Leben auf dem Land. Ich bemerkte immer wieder grosse Parallelen und auch grosse Unterschiede zur spanischen Kultur und Sprache.
In den gesamten zwei Wochen probierte ich für mich unbekanntes Essen aus und ass fast ausschliesslich authentisch portugiesisch. Es gab Dinge die ich nicht wirklich mochte, allerdings würde ich einen Grossteil der Gerichte sofort wieder essen.
Am Meisten überraschten mich Schnecken, auch wenn ich dazu überwinden musste, schmeckten diese im Nachhinein bedenkt sehr lecker. Dies erinnert mich daran, keine Vorurteile gegen jegliche Art von Lebensmitteln zu haben, nur weil es nicht den eigenen Vorstellungen von Esswaren entspricht.
Eines meiner Ziele war es auch, Spaziergänge und Wanderungen zu unternehmen, um den Zustand meines Fusses zu fördern bzw. zu überprüfen und um die Natur in dieser Umgebung erleben zu können. Ich packte im Vorfeld meine Isomatte und meinen Schlafsack für den Sommer in meinen Rucksack. Zusätzlich dachte ich daran, Messer,Feuerstahl, Stirnlampe, und Powerbank mitzunehmen.
Ich kaufte ein und fuhr dann nach Aljezur.
Von da lief ich der Strasse entlang durch ein kleines Dorf mit dem Namen Monte Clérigo. Aus der Strasse wurde dann ein Kiesweg und bald darauf ein Wanderweg mit sehr sandigem Untergrund. Nach wenigen Kilometern hörte ich auf zu laufen, da ich erst am Abend losgegangen war und ich genau an dieser Stelle 40m über dem Meer direkt auf der Felsklippe übernachten wollte. Ich wartete den Sonnenuntergang ab, welchen ich im Schweigen genoss. Dann richtete ich mich für die Nacht ein und schwelgte noch ein wenig in Gedanken, bevor isch schlafen ging. Es war eine lange Nacht, in der mich der Wind immer wieder weckte.
Ich war dankbar für die ersten Sonnenstrahlen am Morgen, mit dem Wissen, dass diese für mich im Verlauf des Tages fast unerträglich werden würden. Den ersten Teil des Weges ging es glücklicherweise noch teils durch einen niederigen Kiefernwald, in dem ich ab und zu etwas Schatten abbekam. Ich folgte erstmals der steil abfallenden westeuropäischen Atlantikküste, blickte in die Unweiten des Ozeans und war mir gewiss, dass ich diesen eines Tages überqueren würde.
Immer wieder stiess ich an kilometerlange goldige, beinahe leere Sandstrände. An einem dieser endeckte ich einen grossen, männlichen Laufkäfer. Welch Glück es braucht, ein solch kleines Wesen in Milliarden von Sandkörnern beobachten zu dürfen.
Ohne Pause wehte mir der kühlende Wind von Westen entgegen. Den gesamten Weg begleitete er mich, so dass ich langsam daran dachte, wir wären gute Freunde geworden.
Als die Sonne noch hoch am Himmel stand erreichte ich mein Tagesziel deutlich schneller als erwartet. Ich verbrachte die Stunden am Meer und suchte mir kurz vor Dunkelheitseinbruch einen geeigneten Schlafplatz. Dort baute ich eine kleine Mauer aus Steinen, um mich vor dem Wind zu schützen. Als ich einen der Steine anhob, begegnete mir eine Tarantula, die glücklicherweise genau so erschrocken war wie ich und schnell das Weite suchte.
Ich legte mich daraufhin auf meine Isomatte und ging schlafen.
Ich wachte etwas verspannt auf, war aber glücklich darüber, dass am vorherigen Tag alles so gut geklappt hatte. Ausserdem freute ich mich sehr auf das heutige Ziel, da dies ein Besonderes sein würde.
Am Beginn des Tages zog sich ein Nebel über die Klippen und die Küstenhügel.
Danach führte mich der Weg vom Meer Land einwärts. Die Luft war heiss und trotzdem wehte der Wind auch heute fast durchgehend. Nach einiger Zeit erreichte ich Vila do Bispo. Dort legte ich eine kurze Pause ein, bevor mich der Weg durch trockene Landschaften wieder zurück an's Meer führte. In der Ferne entdeckte ich das Cabo de São Vicente. Ich lief schneller, bis ich freudig den südwestlichsten Punkt Europas erreichte. Von da an ging es nun der portugiesischen Südküste entlang bis nach Sagres zum südlichsten Punkt Portugals. Ich begann damit, eine Leidenschaft für geographisch relevante Orte zu entwickeln.
Mein Ziel war erreicht. Ich konnte mein kleines Vorhaben verwirklichen. Ich war froh, dass mein Fuss über die gesamte Zeit schmerzfrei blieb, auch wenn ich ihn spürte und das Knie schmerzte.
Ich genoss diese zwei Tage sehr. Es wurde mir aber auch bewusst, dass mein Fuss zwar in einer besseren Verfassung war, jedoch noch lange nicht in dem Zustand war, in dem er sein sollte, um wieder tausende von Kilometern überwinden zu können.
Es war schwierig dies zu akzeptieren und so reiste ich eufreut über die Erlebnisse, aber enttäuscht über die aktuelle Verfassung meines Fussgelenks zurück nach Portimão.
Ich versuchte die Gedanken daran zu verdrängen und beschloss mich dazu, ihnen die benötigte Zeit zu widmen, wenn ich wieder in der Schweiz war. So fokussierte ich mich auf die verbleibende Zeit, die mir in diesem fremden Land noch blieben.
Ich konnte Störche dabei zusehen, wie sie alle zur selben Zeit in ihre Nester zurückkehrten. Auf einem weiteren Spaziergang durfte ich Flamingos entdecken. Ich reiste ausserdem nach Monchique zum höchsten Punkt der Algarve, Fóia.
Mit 902m ein vermeintlich winziger Küstenhügel, der mir jedoch ein besseres Verständnis für die umliegenden Vegetationszonen gab.
Ich habe lokale Menschen getroffen.
Ich habe lokales Essen gegegessen.
Ich habe lokale Plätze gesehen.
Es war eine wunderbare Zeit.
Mittlerweile bin ich wieder zurück in der Schweiz, trage weiterhin meine Einlagen, besuche regelmässig die Physiotherapie und plane die nächsten Schritte auf meinem Weg zur Genesung,
Erfolg tritt ein, wenn deine Träume grösser werden, als deine Ausreden. Willst du mich unterstützen?
Andrea Erne CH07 0076 1502 5100 6200 2 Ich bin sehr dankbar für alles.
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